Eisvogel

„Penthouse-Wohnungen“ am energetisch sanierten Rathaus

11.04.12

NABU-Vorsitzender und Vogelschutzbeauftragter bringt neue Vogelnistkästen an

Angebrachte Nistkästen am RathausZweieinhalb Jahre ist es her, da begann der Umzug der Stadtverwaltung in das Gewerbegebiet Süd. Dort diente ein Bürogebäude während der energetischen Sanierung des Gebäudes in der Hugenottenallee als Übergangs-Rathaus. Aufgrund der notwendigen umfassenden Baumaßnahmen mussten damals auch die im obersten Stockwerk an der Nordseite des Rathauses montierten Nistkästen für Mauersegler weichen. Schon damals wurde in der Arbeitgruppe Umweltschutz beschlossen, dass es nach dem Rückzug wieder Kästen für die Vögel geben soll.

Im letzten Herbst kehrte die Stadtverwaltung in ihr „neues“ Rathaus zurück. Den Winter über wurden noch ausstehende Arbeiten erledigt. Derzeit findet die Bepflanzung der Außenanlagen statt. Für Heinz Kapp vom Naturschutzbund Deutschland und Vogelschutzbeauftragter der Stadt Neu-Isenburg höchste Zeit, den Isenburger Mauerseglern wieder Nistmöglichkeiten am Rathaus anzubieten. Die alten Kästen wollten aber nicht mehr so recht zum neuen Styling passen. Heinz Kapp entschloss sich daher, in Eigenarbeit neue Kästen zu bauen und optisch so zu gestalten, dass sie mit der anspruchsvoll renovierten Fassade harmonieren. Seit dem 20. März 2012, gerade rechtzeitig vor der Rückkehr der Zugvögel, sind die Nistkästen fertig geworden und konnten in luftiger Höhe an fast gleicher Stelle wie zuvor montiert werden.

Insgesamt stehen nun für Mauersegler vier Nistplätze zur Verfügung. Die etwa 100 km/h schnellen Flieger ernähren sich ausschließlich von Fluginsekten und berühren den Boden kein einziges Mal, wenn sie von Anfang Mai bis Anfang August bei uns in Deutschland brüten. Dies tun sie in Felsspalten und in Gebäudenischen. Sie schlafen im Fluge in großer Höhe, fressen in der Luft, und trinken, wenn die Feuchtigkeit aus der Nahrung nicht reicht, sogar im Fluge. Dabei sausen sie im Tiefflug knapp über ein Gewässer hinweg und öffnen kurz den Schnabel.

Der Vogelschutzbeauftragte sieht aber auch Wohnungsbedarf bei weiteren Vogelarten. Also wurde kurzerhand ein zweiter Langkasten mit verschiedenen Öffnungen gezimmert: Zwei Brutplätze bieten sich grazilen Hausrotschwänzchen an, die so genannte Halbhöhlen bevorzugen. Drei weitere Öffnungen dienen als Angebot für Meisenarten, Kleiber oder Trauerschnäpper.

Auch weitere Untermieter kommen in Frage. So ist es durchaus möglich, dass die Kästen für die Mauersegler gelegentlich auch von Fledermausarten wie der Zwergfledermaus als Unterschlupf genutzt werden. Diese gibt es in Neu-Isenburg noch häufiger.

Mit dem „Wohnungsangebot in Top-Lage“ zeigt die Stadt Neu-Isenburg, dass ihr Artenschutz am Herzen liegt. Auch an Gebäuden, die energetisch sinnvoll, glatt und sauber renoviert wurden und damit keine natürlichen Nischen für unsere gefiederten Freunde bieten, sind Artenschutzmaßnahmen sinnvoll und möglich. Die Aktion ist daher auch als Anregung und Vorbild für private Hausbesitzer zu verstehen.

Übrigens: Kaum waren die Nistkästen fertig aufgehängt, war am Rathaus der erste aus dem Süden zurückgekehrte Hausrotschwanz zu hören.