Eisvogel

Schutz der Hornissen

Hornisse
Hornisse. Quelle: Pixelio.de / guedo
Mangelndes Wissen und Voreingenommenheiten prägen das Verhältnis des Menschen zur Hornisse. Angeblich soll dieses schwarzgelbe „Horrorwesen“ imstande sein, Menschen und Pferde zu töten. Vorurteile gegenüber jedem, was dem Menschen nicht unmittelbar nutzt, haben seit eh und je mit dazu beigetragen, dass viele Lebensformen bereits ausgerottet oder aber in ihrem Fortbestand äußerst gefährdet sind.
Nicht zuletzt bedroht die Hornissen der Einsatz von Insektiziden, denn sie fressen andere Insekten und häufen so das Gift in sich an.
Umfangreiche Erhebungen über das heutige Vorkommen dieses größten staatenbildenden Insekts Europas in der Bundesrepublik Deutschland zeigen, dass Hornissenpopulationen nur noch in einigen mehr oder weniger isolierten Biotopen Süd- und Norddeutschlands anzutreffen sind, aber auch dort vermutlich in absehbarer Zeit erloschen sein dürften, wenn in dieser vorkritischen Phase nicht entsprechende Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. Dabei ist der Rhein-Main-Raum durchaus ein Verbreitungsschwerpunkt !

Vorkommen:

Als thermophiles Insekt bevorzugt die Hornisse von Natur aus warme, trockene bis mäßig feuchte Wälder und Parklandschaften, wo sie in dickeren hohlen Bäumen, Spechthöhlen oder tiefen Astlöchern „nistet“.

Schadwirkungen:
Wie eingangs schon erwähnt, gilt die Hornisse als schädlich und gefährlich. 
Als Raubinsekt nimmt sie neben anderen Wespenarten in der Insektenwelt etwa eine ähnliche Stellung ein wie die Greifvögel bzw. Beutegreifer unter den Wirbeltieren. Ihre Nahrung besteht aus pflanzlichen Kohlenhydraten (Saum-, Obstsäfte, Nektar) und tierischem Eiweiß, das vor allem zur Ernährung der Larven dient.
Die forstliche „Schadwirkung“ beruht darauf, dass Hornissen durch Aufbeißen bzw. Abschälen der dünnen Rinde an jungen Sprossen den Saftstrom anzapfen und den aussickernden Zuckersaft auflecken. Diese Schäden erscheinen jedoch gering und sollten nicht überbewertet werden.
Es ist durchaus natürlich, dass Hornissen als „Raubinsekten“ unter anderem auch Bienen fangen. Was bedeutet es aber schon, wenn eine Hornissenkönigin ab Ende Mai und im Juni täglich je bis 15 Bienen erbeutet im Vergleich zu den während des Sommers täglich schlüpfenden 1500 bis 2000 Jungbienen eines einzigen intakten Bienenvolkes? Diese Verluste bedeuten keine maßgebliche Beeinträchtigung einer Bienenpopulation.

Gefährlichkeit:
Schließlich wird immer noch behauptet, dass Hornissen Menschen und Tiere von sich aus angreifen und durch wenige Stiche infolge der Toxizität ihres Giftes töten können.
Diese Behauptungen sind eindeutig falsch! Sie gehören ins Land der Märchen und Fabeln.

Hornissen haben, wie alle staatenbildenden Insekten, die Eigenart, auf Störungen dicht am Nest mit Attacken (heftiges Umfliegen des Störers und Stechen) zu reagieren, um ihr Volk zu verteidigen. Diesen „Angriffen“ kann aber der Störer durch eiliges Zurückziehen entgehen. Unter Störungen sind zu verstehen: Stochern an der Niststätte, Erschütterungen des Wabenbaues, Anatmen der Tiere in oder unmittelbar am Nest sowie heftige Bewegungen um das Nest herum.
Hornissen, die nicht gestört werden, bleiben friedlich! Diese Tiere sind von Natur aus nicht aggressiv, so dass es sogar möglich ist, sich mit ruhigen, gleitenden Bewegungen dem Nestbereich zu nähern, ja sich sogar dicht am Nest aufzuhalten, ohne angegriffen zu werden. Hornissen verhalten sich ruhiger und berechenbarer als Honigbienen, welche bei Gewitterstimmung und Wind in ihrem Nestbereich dagegen ohne besondere Störungen aggressiv werden können.
Hornissen, die außerhalb des Nestbereichs, also weiter als drei bis vier Meter vom Nest entfernt, auf der Suche nach Beute oder Baumaterial umherfliegen, sind niemals angriffslustig - auch nicht bei Störungen, da sie ja dort ihr Volk nicht zu verteidigen haben. Diese Tiere fliehen, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie würden allenfalls stechen, wenn man sie stärker drückte oder festhielte, aber sofort fliehen, sobald sie freikämen.
Die Überlieferung behauptet (bis heute!), dass „drei Hornissenstiche einen Menschen und sieben ein Pferd töten“ könnten. Untersuchungen des Hornissengiftes durch Pharmakologen haben jedoch ergeben, dass das Hornissengift nicht toxischer ist als Bienen- oder Wespengift. Entsprechende Versuche im Jahre 1988 ergaben, dass Mäuse selbst sechs Hornissenstiche überlebten. Da die Giftblase der Hornisse durchschnittlich 1,04 mg Giftsubstanz enthält, ergibt sich schon rein rechnerisch, dass Schmerzen und Reaktionen nach Hornissenstichen nicht wesentlich anders als nach Stichen von Bienen oder Wespen sind.

Nutzwirkung:
Heute sollte man soviel Objektivität aufbringen, auch die positiven Seiten der Hornisse zu sehen und anzuerkennen, denn als Insektenjäger erbeutet sie vorwiegend „Schadinsekten“. Zu den Beutetieren gehören vor allem diverse Fliegenarten, Wespenarbeiterinnen und zahlreiche forstliche Schädlinge wie z.B. die Raupen des Eichenwicklers, der Kiefernbuschhornblattwespe u.a.m.
Ferner ist der Hornisse auch ein gewisser ideeller Stellenwert zuzuerkennen, wie er ja den Greifvögeln und Eulen bereits zugebilligt wird, errichtet sie doch wie kein anderes staatenbildendes Insekt imposante Bauten. Dabei bietet diese Großwespe – gleichsam als „Adler unter den Insekten“ – jedem Naturfreund ungewöhnlich eindrucksvolle Beobachtungen von der Nestgründung durch die auffallend große Königin bis zum Höhepunkt der Volksentwicklung. Schon der Flugbetrieb der Tiere – ein Hornissenvolk mit freier Entfaltungsmöglichkeit besteht im August/September aus ca. 300 bis 800 Individuen – am Nest dieses Großinsekts kann jeden unvoreingenommenen Betrachter faszinieren. Dabei kann man feststellen, dass der Flugbetrieb auch nachts aufrechterhalten wird.
Hervorzuheben ist, dass Hornissenvölker nur etwa ab Mitte Mai (Nestgründung durch eine einzelne Königin) bis Ende Oktober bestehen, wobei der Höhepunkt der Volksentwicklung sich lediglich über zwei Monate (August/September) erstreckt. Meist fallen die Hornissen den Menschen erst zum Zeitpunkt des Entwicklungshöhepunktes auf, zu einer Zeit also, in der das natürliche Absterben der Völker (bis auf die Königinnen) nicht mehr fern ist. Übrigens wird der „ausgestorbene“ Wabenbau nicht wieder bezogen. Zu Beginn der Hornissensaison ab Mai entfernt man die Nester.
Hornissengift ist, wie gesagt, von seiner Zusammensetzung her dem anderer Hautflügler sehr ähnlich. Besteht bei jemandem eine krankhafte Reaktion, so ist ein allergischer Schock auf Hornissenstiche, wie auch auf Wespen- und Bienenstiche nicht auszuschließen. In solchen Fällen helfen wir notfalls; wir haben bereits Nistkästen mit Hornissenvölkern umgesetzt.